Norbert Naujoks, Gründungsberater und Experte für Deutsche im Ausland, traf die Familienberaterin auf der Cala Ratjada
Hallo Christine. Du planst die Selbständigkeit auf Mallorca. Was macht die Selbständigkeit für dich attraktiv?
Ich möchte selbstbestimmt und eigenständig arbeiten können. Ich glaube, das hängt mit meiner Persönlichkeitsstruktur zusammen. Außerdem will ich auf mehreren Standbeinen stehen. Immer nur einer Sache nachzugehen, das liegt mir nicht. Ich will in der Kinder- und Jugendhilfe aktiv sein, aber auch Familienberatungen machen, Coachings und Trainings. Und das in nächster Zeit sowohl in meiner Heimat in Deutschland als auch auf Mallorca. Außerdem bin ich Therapeutin für Kinder und Jugendliche in Ausbildung und auch da ergeben sich für mich bald neue Aufgabenfelder.
Und dann hast du ja auch noch selber fünf Kinder. Das ist ganz schön viel.
Oh ja, das kann natürlich richtig anstrengend werden. Obendrein ist meine jüngste Tochter zehn Jahre alt und braucht mich in ihrem Leben. Ich will meine Gesundheit nicht dadurch gefährden, dass ich total in Stress gerate, weil ich mich damit abmühe, das eine Leben mit dem anderen in Einklang zu bringen.
Und darum hast du dir eine Beratung gesucht? Hilft sie dabei?
Das tut sie. Ich mache jetzt stringent genau das, was ich machen muss: Recherchieren, wo meine Zielgruppe ist. Welche Konkurrenten es gibt. Gespräche führen, Strukturen schaffen, einen Businessplan schreiben. All das. Um das so zu koordinieren, dass ich nicht erst unnötig Irrwege gehen muss, lasse ich mich beraten. Wenn mein Berater die offenen Türen schon kennt, und ich die nicht erst selbst aufstoßen muss, spart mir das Nerven und Zeit.
Was genau macht eigentlich eine Jugendhelferin?
Viele Eltern sind von ihrer Rolle überfordert. Sie müssen immerzu funktionieren. Als Vorbild, als Erziehende, im Beruf. Hinzu kommt der gesellschaftliche Druck, die Fremdwahrnehmung. Mythen wie, dass Eltern immer konsequent seien müssen. Oder dass Kinder Grenzen brauchen. Solche Sätze machen Eltern Druck. Ständig wird von außen über sie und ihre Kinder geurteilt. Da macht die Elternrolle schnell keinen Spaß mehr, und darunter leiden dann auch die Kinder. Zu uns kommen Eltern, die sich fragen, ob sie es mit den Kindern richtig machen. Ich helfe zum Beispiel dabei, dass Eltern ihre Freude an ihren Kindern auch in schwierigen Zeiten nicht verlieren.
Und was genau fasziniert dich an Spanien?
Mein Vater ist zur Hälfte Spanier, vielleicht zieht es mich deshalb hier hin. Außerdem habe ich entdeckt, dass mir das Landleben sehr, sehr gut tut. Aber nicht in Deutschland, da ist es mir zu kalt. Ich mag das Authentische. Wir müssen unseren Kindern vermitteln, was es heißt, das eigene Leben auf die Beine zu stellen und Verantwortung zu übernehmen. Und durch die Nähe zum Ländlichen und das Ausprobieren werde ich in meiner Arbeit authentischer: Weil ich Kindern und Eltern erklären kann, was Veränderung ist. Dafür muss man aus seiner Komfortzone raus. Und auch mal Wege wagen, die man nicht kennt. Das bedeutet natürlich viel Arbeit, weil ich meine Gehversuche mit der Verantwortung in Vereinbarung bringen muss, die ich in der Heimat gegenüber meinem Arbeitgeber und meiner Familie habe. Ich habe das große Glück, dass meine Familie mich dabei unterstützt.
Und warum soll es Mallorca sein?
Das verdanke ich RyanAir (Lacht). Ich bin in vier Stunden auf Mallorca, das ist unschlagbar. Ich habe mich auch auf dem Festland umgeguckt, aber Mallorca bietet einfach alles auf kleinem Raum: Palma ist eine wunderschöne Stadt, wir haben die Berge, das Flachland in der Mitte der Insel, die wunderschöne Landschaft, das Meer. Und natürlich spielt auch das Geld eine Rolle. Die Flüge sind günstig und ich kann mir das Leben hier leisten.
Du warst früher schon selbständig. Hast du Tipps für andere, die es noch werden wollen?
Ich glaube, generalisieren kann man das nicht. Aber man hat ja ein Kerngeschäft, ob man jetzt Handwerker ist oder Berater oder in einer anderen Branche. Und das Geschäft muss man führen: Die Buchhaltung, die Finanzen, die Akquise, und so weiter. Da muss man eigentlich Allrounder sein, aber das ist ja niemand. Man muss sich auch klarmachen, dass das 50 oder 60 Stunden Arbeit die Woche bedeuten kann. Oder man es abgeben und dafür bezahlen muss. Außerdem habe ich gelernt, dass man über Probleme nicht hinwegsehen darf. Und dass man Beratung in Anspruch nehmen muss, wenn man Fehler vermeiden will. Wer sein eigenes Projekt vorantreibt, feiert seine Erfolge nur umso mehr. Es macht wahnsinnig glücklich, sagen zu können: Ich habe das geschafft!
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